Die Krise in Haiti seit 2018 hat ihren Ursprung in einer die Bevölkerung und die Wirtschaft überfordernden Anhebung der Treibstoffpreise. Benzin, Diesel und Kerosin wurden für die breite Bevölkerung unbezahlbar, was massive öffentliche Proteste und Gewaltausbrüche hervorrief. Gefordert wurde zunächst die Ablösung des damaligen Präsidenten Jovenel Moïse. Der Mangel an öffentlicher Ordnung führte seitdem mangels verfassungskonform abgehaltener Wahlen zum Abhandenkommen sämtlicher demokratisch legitimierter Amts- und Mandatsinhaber, nach der Ermordung des Präsidenten im Jahr 2021 zu einer instabilen Regierung, verschiedenen gescheiterten Versuchen von Bündnissen der Zivilgesellschaft, die Krise durch Gemeinschaftsanstrengungen zu überwinden, einem Ausufern der Bandenkriminalität und einer Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, nach der von Haiti eine Gefahr für den Frieden in der Region ausgeht.
Korruptionsvorwürfe wegen zweckentfremdeter Verwendung von Petrocaribe-Geldern aus Venezuela und die allgemeine Auffassung, dass der Umgang mit der COVID-19-Pandemie inkompetent war, sowie die Unfähigkeit der Regierenden, für öffentliche Sicherheit durch Bekämpfung der ausufernden Kriminalität zu sorgen, befeuerten die Proteste stets aufs Neue und führten zu zahlreichen Todesopfern durch Bandenkriege, Überfälle, gezielte politisch motivierte Morde und Unglücksfälle, die den instabilen Verhältnissen zuzurechnen waren.