Kufr

Kufr (arabisch كفر ‚Unglaube‘) bezeichnet im Islam die Ablehnung des Glaubens an Gott (Allah), die Leugnung der Prophetie Mohammeds und des Koran als Gottes Offenbarung. Ein solcher „Ungläubiger“ ist ein Kāfir كافر (Plural: kuffār und kāfirūn). Folglich werden auch die Anhänger anderer monotheistischer Religionen – Juden und Christen – als kāfir/kuffār bezeichnet. Das Antonym zu Kufr ist Iman, der islamische Glaube an Gott.

Bei asch-Schāfiʿī erscheint der Begriff „al-kāfir al-kitābī“ الكافر الكتابي, d. h. der ungläubige Schriftbesitzer, von dem ein Muslim erben kann, aber nicht umgekehrt.[1] Die Buchbesitzer (ahl al-kitāb) werden schon in der frühen Koranexegese als Ungläubige (kuffār) genannt. Der Korankommentator Muqātil ibn Sulaimān († 767 in Basra)[2] begründet dies wie folgt: „… denn die Juden und die Christen in ihren Gebeten in den Tempeln und Kirchen (Gott andere Götter) beigesellen …“. Der Unglaube der Buchbesitzer (kufr ahl al-kitāb) ist allerdings – so der Rechtsgelehrte Ibn Qayyim al-Dschauziya († 1350) – nicht so schwerwiegend wie der Unglaube der Polytheisten, d. h. der Anhänger der altarabischen Gottheiten.[3] Der andalusische Rechtsgelehrte der mālikitischen Rechtsschule Ibn ʿAbd al-Barr († 1071 in Játiva) definiert die Gruppe der Zahlungspflichtigen der Dschizya entsprechend: Die muslimische Obrigkeit nimmt die Dschizya von jedem kāfir kitābī, d. h. von Juden und Christen, ferner vom Zoroastrier, dem Götzenanbeter und von „allen anderen Arten der Ungläubigen (ahl al-kufr), seien sie Araber oder Nichtaraber“. Von Apostaten, also von denjenigen, die als Muslime von der Religion abgefallen sind, treibt man diese Steuer nicht ein, sondern sie werden nach anderen islamrechtlichen Aspekten behandelt und bestraft, d. h., sie sind „nach einer Wartefrist zu töten“ (s. Kāfir).[4]

Im zeitgenössischen arabischen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung (kāfir) für die Anhänger der Buchreligionen (kitābī) in dieser Form üblich.[5]

  1. K. al-Umm. Band 6, S. 170, Beirut. Dār al-maʿrifa. 1393 d. H.
  2. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Band 1, S. 36–37. Brill, Leiden 1967.
  3. M. J. Kister: „Do not assimilate yourselves …“ Lā tashabbahū …. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. (JSAI) 12 (1989), S. 321–353; hier: S. 321. Anm. 1.
  4. ein „ursprünglicher Ungläubiger“ konnte (im klassischen islamischen Recht) in Kriegsgefangenschaft entweder getötet oder versklavt werden. (s. ebenfalls Kāfir). Ibn ʿAbd al-Barr: al-Kāfī. Beirut 1407/1987, Band 1, S. 217.
  5. Maǧallat ash-sharīʿa wa-ʾl-lugha al-ʿarabiyya. Umm al-Qurā, Mekka, Band 13, Nr. 22.

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