Eine marxistische Literaturtheorie versucht die Entstehung, Form und Wirkung literarischer Werke mit ihrer Gesellschaftsgeschichte zu verbinden. Der Sammelbegriff fasst diejenigen Literaturtheorien zusammen, welche von den Grundlagen der Geschichte- und Gesellschaftstheorie des Marxismus ausgehen und von dort aus ihre spezifischen literaturwissenschaftlichen Ergänzungen entwickeln. Eine undogmatische Anknüpfung an Karl Marx ist hier gefordert, da er zwar in einigen seiner Texte Ansätze einer historischen-materialistischen Ideen- und Kulturanalyse skizziert,[1] aber sich kulturellen Denk- und Praxisformen nicht hauptsächlich gewidmet hat.
Marxistische Literaturtheorien müssen daher die fehlenden Vemittlungsglieder zwischen der Analyse der jeweiligen gesellschaftlichen Basis und der Analyse der literarischen Überbau-Formen selbst entwickeln und bieten hierfür verschiedene Ansätze und Schwerpunkte an. Sie zählen damit zu den kontextorientierten Literaturtheorien, obgleich der gesellschaftliche Kontext von Literatur auch in theoretischen Ansätzen berücksichtigt wird, die sich nicht als marxistisch verstehen.