Merkantilismus (von französisch mercantile ‚kaufmännisch‘, lateinisch mercator ‚Kaufmann‘) ist eine Wirtschaftspolitik, die möglichst viele Waren aus dem Land ausführen möchte und möglichst wenig Waren ins Land lässt. Ziel war eine positive Leistungsbilanz. Dazu wurde auch auf das Erreichen einer positiven Handelsbilanz abgezielt, speziell mit fertigen Produkten.
Der Grund dafür war, dass absolutistisch regierte Staaten wachsende und sichere Einnahmen anstrebten. Die Herrscher bezahlten ihre stehenden Heere, immer mehr Beamte und hatten einen großen repräsentativen Aufwand. In den freien Handel einzugreifen wurde wirtschaftspolitische Praxis. Exporte von Fertigwaren wurden aktiv gefördert und Importe von Fertigwaren gehemmt. Zunftprivilegien wurden abgebaut, der Markt innerhalb eines Staates wurde gefördert, indem man Binnenzölle abschaffte. Erste Strukturen des modernen Kapitalismus entstanden.
Diese Wirtschaftspolitik prägte die moderneren Länder in Europa und Bereiche in Afrika vom 16. Jahrhundert bis ins späte 18. und frühe 19. Jahrhundert. In der Wirtschaftstheorie wird diese Zeit auch als Frühkapitalismus bzw. in der Geschichtswissenschaft als Proto-Industrialisierung bezeichnet. Der Merkantilismus in Frankreich wurde durch die Physiokratie, im übrigen Europa durch die klassische Nationalökonomie verdrängt. Seit dem 19. Jahrhundert wird eine Wirtschaftspolitik, die auf Leistungsbilanzüberschüsse und eine protektionistische Beschäftigungsstabilisierung ausgerichtet ist, als Neo-Merkantilismus bezeichnet.