Auf dem amerikanischen Kontinent ist es nur in Mesoamerika in vorkolumbischer Zeit zur Entwicklung von Schriftsystemen gekommen. Damit ist Mesoamerika eine der wenigen Regionen der Welt, wo eine nicht von außen angeregte oder beeinflusste Entwicklung einer Schrift stattgefunden hat. Die mesoamerikanischen Schriften haben zweifellos gemeinsame Wurzeln, ohne dass immer von einer engeren Verwandtschaft gesprochen werden könnte.
Die Anzahl der mesoamerikanischen Schriften hängt ab von der verwendeten Definition: Bei aktuellem Kenntnisstand erreichte nur die Maya-Schrift die Anforderung, dass ein gesprochener Text auch ohne die Anwesenheit des originalen Sprechers allein über seine graphische Wiedergabe reproduziert werden kann. Andere graphische Systeme sind in der Lage, einen Inhalt unabhängig von Sprache aufzuzeichnen, weshalb dieser auch in jeder denkbaren Sprache wiedergegeben werden kann.
Zu den Gemeinsamkeiten vieler mesoamerikanischer Schriften gehört die Schreibweise kalendarischer Daten. Die Zeichen für kalendarische Perioden oder Tagesnamen sind meist einer rechteckigen Kartusche mit oder ohne abgerundeten Ecken eingeschrieben. Die Zahlzeichen bestehen entweder aus Punkten (Scheiben) und Balken oder lediglich aus Punkten.