Ein Mythos (seltener der Mythus, veraltend die Mythe, Plural Mythen, von altgriechisch μῦθος, „Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte, Mär“, lateinisch mythus) ist in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Erzählung, die natürliche oder soziale Phänomene erklären oder veranschaulichen soll. Im religiösen Mythos wird das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter, Geister und übernatürlichen Kräften verknüpft.[1]
Mythen erheben einen Anspruch auf Geltung der von ihnen behaupteten Wahrheit. Kritik an diesem Autoritäts- und Wahrheitsanspruch gibt es seit der griechischen Aufklärung bei den Vorsokratikern (z. B. Xenophanes um 500 v. Chr.). Für die Sophisten steht der Mythos im Gegensatz zum Logos, welcher durch verstandesgemäße Beweise versucht, die Wahrheit seiner Behauptungen zu begründen.[2]
In einem weiteren Sinn bezeichnet Mythos auch Personen, Dinge oder Ereignisse von hoher symbolischer Bedeutung[3] oder auch einfach nur eine falsche Vorstellung oder Lüge.[4] So wird etwa das Adjektiv „mythisch“ in der Umgangssprache häufig als Synonymbegriff für „märchenhaft-vage, fabulös oder legendär“ verwendet.[5]
Eine bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchliche, heute seltene Verdeutschung ist „die Mythe“ als Singular.
Das Ensemble aller Mythen eines Volkes, einer Kultur, einer Religion wird als Mythologie (von griechisch μυθολογία „Sagendichtung“) bezeichnet.[6] So spricht man z. B. von der Mythologie der Griechen, der Römer, der Germanen.