Paarreimstrophe

Die lateinische Paarreimstrophe (zu unterscheiden von der mittelhochdeutschen Form der Reimpaarstrophe) ist in der Verslehre eine vierzeilige, paargereimte Strophenform mit achtsilbigen Versen entsprechend dem Schema[1]:

×××××××× a
×××××××× a
×××××××× b
×××××××× b

Verbindlich war zunächst außer der Silbenzahl gleiches Reimgeschlecht (männlich oder weiblich) in allen Reimen. Die Strophenform geht auf die lateinische geistliche Hymnendichtung des frühen Mittelalters zurück, deren Vorbild die spätantiken Hymnen von Prudentius und Ambrosius von Mailand waren, weshalb sie auch als ambrosianische Hymnenstrophe bezeichnet wird.

Die lateinische Paarreimstrophe gilt als eine der Wurzeln der Otfridstrophe.[2]

Der Übergang zur regelmäßigen Rhythmisierung ergab dann das bis in die Neuzeit verbreitete Schema mit jambischen Vierhebern:

◡—◡—◡—◡— a
◡—◡—◡—◡— a
◡—◡—◡—◡— b
◡—◡—◡—◡— b

Ein Beispiel aus Goethes Faust II[3]:

Du siehst mich, Königin, zurück!
Der Reiche bettelt einen Blick,
Er sieht dich an und fühlt sogleich
Sich bettelarm und fürstenreich.

  1. Zur symbolischen Darstellung des Schemas werden die Symbole — (lang bzw. Hebung) und ◡ (kurz bzw. Senkung) verwendet. × bezeichnet unbestimmte Silben.
  2. Reallexikon der germanischen Altertumskunde: Band 7: Einfache Formen – Eugippius. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 278 f., s. v. Endreim.
  3. Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Dritter Akt. Zweite Szene.

Paarreimstrophe

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