Polygynie

Polygynie (Vielweiberei, von griechisch „poly“: viel und „gyné“: Frau) bezeichnet beim Menschen eine Eheform, bei der es einem Mann gestattet ist, mehr als eine Frau zu heiraten. In diesem Fall handelt es sich um einen Spezialfall der Vielehe, die sich von dieser dadurch unterscheidet, dass Polygynie ausschließlich die Ehe eines Mannes mit mehreren Frauen bezeichnet. In der Biologie bezeichnet Polygynie allgemeiner ein Paarungsverhalten, bei dem sich ein Männchen innerhalb einer Fortpflanzungsperiode mit mehreren Weibchen paart,[1] und damit eine Form der Polygamie.

Beim Menschen ist Polygynie weiter verbreitet als Polyandrie. Ist ein Mann mit genau zwei Frauen liiert, wird das auch Bigynie genannt. Manche polygynen Ehegemeinschaften kennen zudem Hierarchien, die entweder emotional oder zeitlich begründet sind. Polygynie kann Ausdruck einer Stratifikation zwischen Alter und Geschlecht sein, wenn in polygynen Gesellschaften ältere Männer sehr junge Frauen heiraten und jüngere Männer entweder sehr lange ledig bleiben oder ältere Witwen heiraten.

Polygynie korreliert mit politischen und ökonomischen Systemen, in denen menschliche Ressourcen vor allem in Form von Frauenarbeit in der Landwirtschaft – und nicht Land oder Güter – die wichtigsten Mittel darstellen. Sie ist vor allem dort verbreitet, wo die Landwirtschaft arbeitsintensiv, aber wenig ertragreich ist. Häufig ist der Altersunterschied zwischen Männern und Frauen groß; Witwen werden oft an die jüngeren Brüder des verstorbenen Ehemanns weiter gegeben.[2]

  1. Herder Lexikon der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag 1994, Band Min–Prad, Stichwort Polygamie, S. 455.
  2. Emmanuel Todd: Traurige Moderne. München 2018, S. 92 ff.

Polygynie

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