Das rabbinische Judentum (hebräisch יהדות רבנית Yahadut Rabanit) oder auch Rabbinische Zeit[1][2] war eine rabbinische Strömung, die sich nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.) zur Hauptströmung des Judentums entwickelte und ab ca. 200 n. Chr. maßgeblich Ritus und Theologie prägte. Kennzeichnend für diese Bewegung ist zum einen die Anerkennung der Autorität weniger Rabbiner als maßgeblich für die Auslegung der heiligen Schriften und zum anderen die nach der Zerstörung des Tempels notwendige neue Kultordnung, die nicht mehr in der Opferung von Tieren, sondern im Feiern von Gebetsgottesdiensten besteht. Mit dem 11. Jahrhundert war die Verständigung über Inhalte und Umfang der Schriftkorpora grundsätzlich abgeschlossen und damit der Grundstein des gelebten Judentums gelegt.
Das rabbinische Judentum legt großen Wert auf die mündliche Tora und deren schriftliche Ausarbeitung im Midrasch, Tosefta und Talmud sowie auf die Interpretationen (Responsen, hebräisch שאלות ותשובות She’elot uTeshuvot, deutsch ‚Fragen und Antworten‘) und Empfehlungen durch die Rabbiner. Bis in das 2. nachchristliche Jahrhundert wurde die Halacha in den Lehrhäusern (hebräisch בתי מדרש Batei Midrasch) der Tempel- und der Jabnezeit nur mündlich an die nächsten Generationen weitervermittelt. Mit Rabbi Akiba ben Josef, der bis 135 n. Chr. wirkte, entstand eine gewisse Ordnungsstruktur innerhalb der Halacha. Unter Rabbi Jehuda ha-Nassi kam er schließlich zu abschließenden Verschriftlichung, durch ihn, als Endredakteur, die Halacha erfuhr ihre Niederschrift.[3] Mit der Verschriftlichung der mündlichen Lehre in der Mischna entwickelte sich die Auseinandersetzung um die halachischen Inhalte diskursiv weiter, so kam es in Zentren in Babylonien und Palästina zu weiteren Entwicklungen. In deren Folge, sich der Talmud, der die Mischna beinhaltet sowie diese kommentiert und weitere Erklärungen der mündlichen Lehre und Gesetzesentscheidungen aufnahm.[4]