Als Riesenvirus (englischgiant virus, GV, oder kurz girus) werden sehr große Viren bezeichnet. Zwar variieren die genauen Kriterien in der wissenschaftlichen Literatur, im Allgemeinen werden als Riesenviren aber Viren mit einem großen Kapsid von mindestens 200 bis 400 nm bezeichnet, typischerweise umgeben von einer dicken Schicht Proteinfasern (Stärke ca. 100 nm). Damit sind viele Riesenviren größer als durchschnittliche Bakterien.[1][2]
Als Untergrenze für die Genomgröße werden meist 300 kbp (Kilobasenpaare; alle bekannten Riesenviren haben ein Doppelstrang-DNA-Genom) festgesetzt.
Yutin und Koonin (2019) setzten allerdings eine etwas höhere Grenze von 500 kbp an,[3] ebenso Brandes und Linial (2019).[4]
Am oberen Ende wurden Genome mit 1000 kbp und mehr gefunden, etwa bei „Tupanvirus“ mit 1.516 kbp.
Das Genom der Riesenviren umfasst dabei eine Größenordnung von etwa 1000 kodierendenGenen (statt sonst kaum ein Dutzend). Dies ist extrem umfangreich im Vergleich zu anderen Virus-Genomen.[5][6][7]
Zur späten Entdeckung der meisten Riesenviren (zahlreich erst ab etwa 2003) trug bei, dass sie bei der Suche nach Viren in den Filtern (mit typischer Porengröße von 0,2 μm) hängen blieben, die Bakterien und Protisten von Viren abtrennen sollten, langsamer zu leicht sichtbaren Klumpen aggregieren und sich auch langsamer vermehren.[5]
Eine grafische Darstellung der Größenverhältnisse hat Laurie O’Keefe gegeben.[8]
Ähnlich wie Retroviren sind manche Vertreter der NCLDV in der Lage, sich in das Genom ihrer Wirtszellen zu integrieren (englischendogenous viral element, EVE).[9]
↑Kelly A. Reynolds: Mysterious Microbe in Water Challenges the Very Definition of a Virus. In: Water Conditioning & Purification. 2010 (Online [PDF]). (via Web-Archi vom 19. März 2014)
↑H. Ogata, K. Toyoda, Y. Tomaru, N. Nakayama, Y. Shirai, J. M. Claverie, K. Nagasaki: Remarkable sequence similarity between the dinoflagellate-infecting marine girus and the terrestrial pathogen African swine fever virus. In: Virology Journal. Band6, 2010, S.178, doi:10.1186/1743-422X-6-178, PMID 19860921, PMC 2777158 (freier Volltext).
↑Eugene V. Koonin, Natalya Yutin: Evolution of the Large Nucleocytoplasmatic DNA Viruses of Eukaryotes and Convergent Origins of Viral Gigantism. In: Advances in Virus research. Band 103, AP 21. Januar 2019, doi:10.1016/bs.aivir.2018.09.002, S. 167–202. Die Klosneuviren sind teilweise als Klosneviren fehlgeschrieben. (sciencedirect.com)
↑James L. Van Etten: Giant Viruses. In: American Scientist. Band99, Nr.4, August 2011, S.304–311, doi:10.1511/2011.91.304 (Online). (via Web-Archiv vom 11. Juni 2011)
↑M. Legendre, D. Arslan, C. Abergel, J. M. Claverie: Genomics of Megavirus and the elusive fourth domain of Life. In: Communicative & Integrative Biology. Band5, Nr.1, Januar 2012, S.102–106, doi:10.4161/cib.18624, PMID 22482024, PMC 3291303 (freier Volltext).
↑Mohammad Moniruzzaman, Alaina R. Weinheimer, Carolina A. Martinez-Gutierrez, Frank O. Aylward: Widespread endogenization of giant viruses shapes genomes of green algae. In: nature. 18. November 2020, doi:10.1038/s41586-020-2924-2, dazu: Kendall Daniels: Lurking in genomic shadows: How giant viruses fuel the evolution of algae.vtnews.vt.edu, scitechdaily.com, Quelle: Virginia Tech, 18. November 2020.