Als Rote Khmer (Khmer ខ្មែរក្រហម Khmêr-krâhâm; französisch Khmers rouges) wurde neben anderen vor allem die Kommunistische Partei Kampucheas bezeichnet,[1] eine maoistisch-nationalistisch-rassistische Guerillabewegung, die 1975 unter Führung von Pol Pot in Kambodscha an die Macht kam und bis 1979 das Land totalitär als Staatspartei regierte.
Der Name leitet sich von der mehrheitlichen Ethnie Kambodschas, den Khmer, ab und wurde durch Prinz Sihanouk geprägt, der alle linksgerichteten Oppositionellen so nannte. In Kambodscha wurden die Mitglieder und Kämpfer der kommunistischen Partei nicht Rote Khmer genannt, sondern waren als Angka (Khmer: អង្គការ ausgesprochen ong ga) bekannt. Angka war die Frontorganisation der im Geheimen agierenden kommunistischen Partei.
Die kommunistische Partei wollte die Gesellschaft mit Gewalt in eine Art Agrarkommunismus überführen. Dieser Prozess umfasste auch die fast vollständige Vertreibung der Bevölkerung der Hauptstadt Phnom Penh und weiterer großer Städte und mündete im Genozid in Kambodscha, der weltweite Bekanntheit erlangte. Bis zum Ende ihrer Herrschaft 1979 fielen der kommunistischen Partei nach den verbreitetsten Schätzungen etwa 1,7 bis 2,2 Millionen Kambodschaner (Khmer und Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten) zum Opfer. Die kommunistische Partei („Zentrale“ genannt) übernahm schrittweise die Kontrolle über die anderen Organisationen der Roten Khmer. So wurden zum Beispiel die Führungspositionen der Streitkräfte der Khmer Rumdo (Östliche Zone) durch Vertreter der kommunistischen Partei um Ta Mok (Führer der kommunistischen Partei in der Südwestlichen Zone) ersetzt. Kommandeure, die sich weigerten, wurden von der kommunistischen Partei ermordet. Dies führte 1977 zu einem Bürgerkrieg zwischen den Zonen (siehe So Phim, Massaker in der östlichen Zone). Pol Pot sagte 1975 selber aus, dass nur vier der 15 Khmer-Rouge-Divisionen hinter der Partei stünden und die restlichen Divisionen auf Parteilinie gebracht werden müssten.[2]
Nach ihrem gewaltsamen Sturz und der Zerschlagung ihres Regimes durch vietnamesische Invasionstruppen wurde die kommunistische Partei erneut zu einer Untergrundbewegung. Sie wurde bei ihrem Kampf gegen die vietnamesische Besatzungsmacht und die von ihr installierte Regierung der Volksrepublik Kampuchea von verschiedenen, auch westlichen Ländern unterstützt, bis sich die Nationalarmee des Demokratischen Kampuchea 1998 endgültig auflöste. Eine juristische Aufarbeitung hatte bis dato nicht stattgefunden. Die UNO begann erst in den 1990er Jahren auf eine juristische Aufarbeitung zu drängen und richtete das Rote-Khmer-Tribunal ein. Aufgrund eines Interessenkonflikts zwischen den UN und der Regierung Kambodschas fand der erste Prozess erst im Jahr 2007 statt.
Andere Rote Khmer beteiligten sich am Aufbau der von Vietnam geschaffenen Volksrepublik Kampuchea und Rote-Khmer-Kader besetzten bedeutende Positionen in der von Vietnam eingesetzten Regierung. Die von Rote-Khmer-Kadern wieder gegründete Kambodschanische Volkspartei berief sich auf die 1951 gegründete Partei gleichen Namens und distanzierte sich von der 1960 geschaffenen Arbeiterpartei um Pol Pot. Bis Juli 2023 wurde das Land von einem ehemaligen Rote-Khmer-Führer geprägt, dem Premierminister Hun Sen. Hun Sen konnte mit seiner Win-Win-Politik wesentliche Elemente der kommunistischen Partei in die kambodschanische Gesellschaft integrieren.