Ein Selfaktor (englisch Selfactor ‚Selbsthandelnder‘) ist eine Weiterentwicklung einer Spinnmaschine vom Typ Spinning Mule durch Richard Roberts. Während bei der Spinning Mule die Steuerung der Maschine von Hand erfolgte, konnte der Selfaktor vollkommen automatisch arbeiten. Lediglich zum Ansetzen der gebrochenen Fäden und zum Wechseln der Kopse war Bedienpersonal nötig. Diese Entwicklung war in besonderem Maße schwierig, weil das Spinnen mit der Spinning Mule ein abgesetztes Verfahren darstellte und vom bedienenden Arbeiter ein besonderes Maß an Fingerspitzengefühl für das Verhalten seiner Maschine erforderte. Die technische Lösung des Problems lag in einer geschickten Steuerung sämtlicher aufeinander folgender Bewegungsabläufe der Maschine durch Zahnradgetriebe und Kupplungsvorgänge über die antreibenden Transmissionen.
Die wachsende Abhängigkeit der Fabrikbesitzer von qualifizierten Arbeitern, die die Spinning Mule bedienen konnten, führte zur Suche nach vollautomatisierten Spinnmaschinen und letztlich zur Weiterentwicklung der Spinning Mule zum Selfaktor. Allerdings wurde durch den Selfaktor das Problem nicht gelöst, denn ihre Wartung, Einrichtung und Pflege musste ebenfalls von außerordentlich gut qualifizierten Arbeitskräften vorgenommen werden.
Bemerkenswert an einem Selfaktor sind die vollständig mechanisch gehaltenen Regelkreise und ihr mit Hebeln, Kurvenscheiben und Zahnrädern „geschriebenes“ „Programm“.