Tarpan

Tarpan

Der Cherson-Tarpan, das einzige fotografisch festgehaltene Individuum des Tarpans, das möglicherweise aber kein reinerbiges Exemplar war
(veröffentlicht im Jahr 1884)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Pferde (Equidae)
Gattung: Pferde (Equus)
Art: Tarpan
Wissenschaftlicher Name
Equus ferus
Boddaert, 1784

Der Tarpan (Equus ferus) ist eine im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottete Art aus der Gattung der Pferde. Er wird häufig als westliche Form der einst in Eurasien verbreiteten Wildpferde angesehen. Genetische Studien weisen ihn aber als Mischung aus westeurasischen Wildpferden und der Linie des heutigen Hauspferdes aus. Aufzeichnungen über den Pferdevertreter reichen möglicherweise bis in die Antike zurück. Weit bekannt wurde er aber erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts durch mehrere Forschungsreisende, die die Tiere bei ihren Expeditionen durch Osteuropa beobachteten. Hervorzuheben sind hier die Berichte von Samuel Gottlieb Gmelin und Peter Simon Pallas. Als mehrfach wiederkehrende Beschreibungsmerkmale können ein großer Kopf, spitze Ohren, ein graufarbenes Körperfell und eine krause oder struppige Mähne genannt werden, wobei bei letzterem in Diskussion ist, ob diese als Hänge- oder Stehmähne ausgebildet war. Häufig wird auch die kleine Statur des Tarpans hervorgehoben. Das Verbreitungsgebiet reichte etwa vom Ural westwärts über die russischen Steppenlandschaften bis nach Mittel- und Westeuropa, wo die Tiere auch Waldgebiete bewohnten. Das Vorkommen des Tarpans sowohl in den offenen wie auch geschlossenen Landschaftsräumen veranlasste einige Wissenschaftler, einen „Steppentarpan“ und einen „Waldtarpan“ zu unterscheiden, die auch äußerlich und anatomisch Abweichungen voneinander aufgewiesen haben sollen. Die Aufteilung des Tarpans in zwei Unterarten ist aber nicht allgemein anerkannt.

Ähnlich dem äußeren Erscheinungsbild ist auch die Lebensweise des Tarpans nur über historische Berichte greifbar. Er lebte vergleichbar dem Hauspferd in Herden aus weiblichen Tieren mit ihrem Nachwuchs, die von einem Hengst angeführt wurden. Dieser vertrieb konkurrenzfähige männliche Jungtiere aus seiner Gruppe. Vermutlich streiften die Herden über größere Gebiete umher. In mehreren Überlieferungen wird ausgesagt, dass der Tarpan Heuballen der lokalen Bauern fraß und außerdem Hauspferdstuten in seine Herden trieb. Dies führte vermutlich zu Konflikten mit der örtlichen Bevölkerung. Verbunden mit einer Jagd auf die Pferde als Nahrungsressource liegen hier wahrscheinlich die Gründe für das Aussterben des Tarpans. In West- und Mitteleuropa verschwand er möglicherweise schon im Verlauf des Mittelalters oder der frühen Neuzeit. In Osteuropa hielt sich die Art am längsten. Der letzte freilebende waldbewohnende Tarpan wurde um 1814 erlegt, der letzte steppenbewohnende um 1879. Einige Zooexemplare überlebten noch etwas länger.

Die Art wurde im Jahr 1785 wissenschaftlich eingeführt, basierend auf einzelnen zeitgenössischen Berichten aus den osteuropäischen Gebieten. Teilweise wird angenommen, dass zumindest der Tarpan der späten Zeit stärker mit dem Hauspferd vermischt war. Der Grad dieser Vermischung ist aber ungewiss. Auch führen einige historische Angaben oder Skelettmerkmale zu der Annahme, dass verschiedene ursprüngliche Hauspferdrassen wie das Konik oder das Exmoor-Pony direkte Nachfahren des Tarpans seien. Bisher konnte diese Vermutung nicht untermauert werden. Auch die Beteiligung des Tarpans am Domestikationsprozess des Hauspferdes an sich, der sich vor 6000 bis 5000 Jahren vollzog, ist uneindeutig, genetische Befunde widersprechen dem. Das Przewalski-Pferd, das im Verlauf des 20. Jahrhunderts verschiedentlich mit dem Tarpan zusammen in einer Art geführt wurde, ist wiederum genetischen Untersuchungen zufolge kein direkter Verwandter des Tarpans.


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