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Austromarxismus

Der Austromarxismus war während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine österreichische Schule des Marxismus.

Begründet wurde er 1904 von Otto Bauer, dem stellvertretenden Parteivorsitzenden und führenden Theoretiker der österreichischen SDAP (wobei der Austromarxismus durch ihn weitgehend geprägt wurde), Max Adler und Rudolf Hilferding.[1] Im Gegensatz zur leninistischen Interpretation des Marxismus machte Bauer die Initiierung der Sozialen Revolution und die Etablierung der Diktatur des Proletariats vom Erringen der absoluten Mehrheit im Rahmen der real existierenden parlamentarischen Demokratie abhängig. Der charismatische Otto Bauer verstand es, diese insbesondere von Friedrich Adler unterstützte Politik auch gegen interne Widerstände (Karl Renner, Wilhelm Ellenbogen) bis über das Verbot der Partei im Jahr 1934, durch das faschistische Dollfuß-Regime, hinaus durchzusetzen. Dadurch blieb der Austromarxismus auch in den Folgeorganisationen der SDAP, den Revolutionären Sozialisten (R.S.) und der Exilorganisation AVOES die maßgebliche Denkrichtung. Selbst bei der Neugründung der Partei im Jahr 1945 wurde den Ideen des Austromarxismus noch Raum gegeben, was allerdings von sehr kurzer Dauer war.

Laut Otto Bauer wurde das Wort „Austromarxismus“ erstmals von dem amerikanischen Publizisten L. B. Boudin kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs gebraucht.[2]

  1. Thilo Vogelsang (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert. Deutscher Bücherbund Stuttgart, 1971 S. 59
  2. Otto Bauer: Max Adler. Ein Beitrag zur Geschichte des Austromarxismus. In: Der Kampf, August 1937, Nr. 297.
    Siehe: R. de la Vega: Austromarxismus. In: Joachim Ritter u. a. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 1, Schwabe, Basel 1972, Sp. 685.

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