Fortschritt (Lehnübersetzung von griechisch επίδοσις „Zugabe, Steigerung, Leistung“, προκοπή „Vorankommen, Fleiß“ bzw. lateinisch profectus „Fortgang, Erfolg“, progressio „Steigerung, Wachstum“, progressus „das Vorrücken, Voranschreiten“) bezeichnet in der Philosophie, Politik, Technologie und der Wirtschaft grundlegende Verbesserungen durch bedeutende Veränderungen bestehender Zustände oder Abläufe in menschlichen Gesellschaften. Es gibt keine allgemein anerkannte Definition des sehr unterschiedlich konnotierten Begriffs; eine spezifischere, aktuell anmutende Definition lieferte etwa der Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler Ferdinand Tönnies 1926, der Fortschritt als zunehmende Überwindung von Mangelzuständen ansah.[1] Gegenbegriffe sind Rückschritt oder Stillstand.
Jeder Fortschritt setzt willentliche und gezielte Veränderungen voraus, die als Innovationen bezeichnet werden. Ihre Bewertung ist anthropozentrisch und nicht ganzheitlich: Bei angestrebten Neuerungen dient sie den betreibenden Interessengruppen zur Rechtfertigung und Durchsetzung ihrer Ideen – unabhängig von ihrem tatsächlichen Nutzen. Werden Wirkungen solcher Veränderungen erkennbar, die von einem Großteil der Gesellschaft positiv bewertet werden (zumeist, weil sie spürbar die Lebensqualität verbessern), erfährt die Zuschreibung als Fortschritt breite Zustimmung. Nach diesem Muster – das den „Fortschrittsglauben“ stärkt und sich in der politischen Philosophie des Progressivismus ausdrückt – haben sich vor allem die modernen Industriegesellschaften entwickelt.