Polydipsie

Klassifikation nach ICD-10
R63.1 Polydipsie
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Polydipsie (von griechisch πολυδίψιος polydípsios „vieldurstig“; zu πολύς polýs „viel“, und δίψα dípsa „Durst“) bezeichnet man in der Medizin einen krankhaft gesteigerten Durst[1][2][3] oder ein übermäßiges Durstgefühl.[4] Sie ist in der Regel mit dem Trinken großer Flüssigkeitsmengen und auch mit einer erhöhten Harnausscheidung (Polyurie) verbunden. Diese entsprechend gesteigerte Harnausscheidung wird dann als Polyurodipsie bezeichnet.[5] Das Gegenteil von Polydipsie, also ein nicht vorhandenes Durstgefühl, nennt man Oligodipsie[6] oder Adipsie.

Durst und vermehrtes Trinken können banal, aber auch Zeichen schwerwiegender, teilweise lebensbedrohlicher Krankheiten sein. Die tägliche Trinkmenge beim Erwachsenen liegt im Normalfall bei maximal vier Litern. Bei höheren Mengen sollte eine zugrunde liegende Erkrankung ärztlich ausgeschlossen werden.

Ein extremes Vieltrinken[7] (englisch: excessive thirst leading to excessive fluid intake[8]) ist bei schwerer Arbeit und hohen Temperaturen erforderlich. Davon ist die krankhafte Potomanie oder Dipsomanie (englisch: compulsive drinking oder auch acute psychogenic water drinking[9]) im Sinne einer psychogenen Polydipsie zum Beispiel beim psychogenen Diabetes insipidus (auch: Pseudodiabetes insipidus) abzugrenzen.[10] Hier wird das bloße Wassertrinken mitunter mit einem pathologischen Alkoholkonsum verwechselt.

  1. Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon. 3. Auflage. Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 829. archive.org. Zitat: „Polydipsia, ἠ πολυδιψα; πολυδιψια, 1. ein krankhaft verstärkter Durst; von polys und Dipsa. - 2. nicht ganz passend: die Trunksucht = Philoenia und dergleichen.“ Siehe dort auch zum Beispiel das Stichwort haemodipsus = nach Blut dürstend, S. 440. Digitalisat der Ausgabe von 1844, Internet Archive.
  2. Duden: Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke. 7. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 2003, ISBN 3-411-04617-1, S. 619.
  3. Wilhelm Kühn: Neues medizinisches Fremdwörterbuch. Verlag von Krüger & Co., Leipzig 1913, S. 92.
  4. Nicole Schaenzler, Gabi Hoffbauer: Wörterbuch der Medizin. Südwest-Verlag, München 2001, ISBN 978-3-517-06318-8, S. 365.
  5. Günter Thiele: Handlexikon der Medizin. Verlag Urban & Schwarzenberg, München/ Wien/ Baltimore ohne Jahr [1980], Teil III (L–R), S. 1943.
  6. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage. Verlag F. A. Brockhaus. 17. Band. Mannheim 1992, ISBN 3-7653-1117-0, S. 332.
  7. Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 1486.
  8. Robert M. Youngson: Collins Dictionary of Medicine. Harper Collins, Glasgow 1992, S. 487.
  9. The Merck Manual. 20. Auflage. Kenilworth 2018, ISBN 978-0-911910-42-1, S. 1319.
  10. Eberhard Buchborn: Psychogen ausgelöste Konzentrationsdefekte. In: Handbuch der inneren Medizin. 5. Auflage. 8. Band, 1. Teil. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1968, ISBN 3-540-02536-7, S. 554–558.

Polydipsie

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