Der Strukturfunktionalismus, eine theoretische Richtung der Soziologie, betrachtet soziale Systeme als ihre eigene Existenz erhaltende Gebilde. Es wird untersucht, welche Bestandsvoraussetzungen gegeben sein müssen, um den Bestand strukturell zu sichern und welche Funktion diese Struktur hat. Zum Teil wird der Strukturfunktionalismus zu den Handlungstheorien gezählt.
Der englische Sozialanthropologe Alfred Radcliffe-Brown (1881–1955) sah Institutionen als Schlüssel zum Erhalt der globalen sozialen Ordnung der Gesellschaft. Dabei ging er von einer Analogie zu den Organen des Körpers aus, wie sie als Funktionalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den USA philosophisch entstanden war. Die Studien der sozialen Funktion von Radcliffe-Brown untersuchen, wie Rituale und Bräuche dazu beitragen, die allgemeine Stabilität der Gesellschaft zu erhalten. Dabei ignorierte er die Effekte historischer Veränderungen. Zusammen mit den Ergebnissen von Bronisław Malinowski (1884–1942) nahmen seine Beiträge den stärksten Einfluss auf den Strukturfunktionalismus.