Langue (französisch langue [ ], deutsch ‚Sprache (eines Volkes)‘) ist in der Sprachwissenschaft, im Speziellen in der Allgemeinen Linguistik, ein von Ferdinand de Saussure eingeführter Fachbegriff und bezeichnet das (allgemeine, überindividuelle, soziale) Sprachsystem als ein System von Zeichen und grammatischen Regeln. „Langue“ ist der Gegenbegriff zu „Parole“ (frz. parole ‚Wort‘, ‚Redeweise‘), der definiert ist als die konkrete räumlich-zeitliche Realisierung der Langue in sprachlichen Äußerungen. Die Langue stellt gewissermaßen das sprachliche Inventar einer Einzelsprache dar, Parole dessen Anwendung.
Die Bezeichnung „langue“ wurde von de Saussure in seinem Werk Cours de linguistique générale (1916; dt.: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft, 1967) eingeführt. Er stellte damit die Sprache auch als soziales Phänomen und eine damit einhergehende Konventionalität sprachlicher Zeichen heraus.
Das Begriffspaar „Langue – Parole“ stellt „den Angelpunkt der gesamten strukturalistischen und nachstrukturalistischen Sprachwissenschaft“ dar.[1] Diese begriffliche Opposition hatte schon Vorläufer, aber auch Parallelen und spätere Varianten:[2]
Ebenfalls als Parallele zu dieser Dichotomie zählt die Unterscheidung zwischen Type vs. Token, die auch korpuslinguistische Methodik anwendet, wobei jedoch die Korpuslinguistik eine der wenigen Unternehmungen darstellt, dieses dichotome Sprachkonzept zu überwinden. Als weiteres diesbezügliches Gegensatzpaar wird zuweilen auch „Muster“ vs. „Anwendung“ genannt.
Kritisiert wird an dem Modell „Langue“ unter anderem der „Autonomieanspruch einer rein theoretischen, innerlinguistischen Sprachbetrachtung“[2], die zu einer Abwertung der menschlichen Rede, die nur als Mittel zum Zweck der Ermittlung des Korpus der Langue betrachtet werde.[3]
Die „Langue“ ist nach de Saussure terminologisch abzugrenzen von der „Langage“ (frz. langage ‚Sprache (als Ausdrucksmittel)‘, ‚Sprechfähigkeit‘), welche er entweder als Oberbegriff zu „Langue“ und „Parole“ verwendet oder als faculté de langage, also als die menschliche Sprachfähigkeit in Abgrenzung zur tierischen Ausdrucksweise sieht.