Die Innu / Ilnu (Eigenbezeichnung: „Mensch“, „Person“) bzw. Innut / Innuat / Ilnuatsh („Volk“), früher meist Montagnais (französisch für „Bergbewohner“) genannt, sind eine Gruppe der nordamerikanischen Indianer, die zu den First Nations in Kanada zählen und im Osten der Labrador-Halbinsel leben. Vor ungefähr 8000 Jahren zogen sie in dieses Gebiet, das sie Nitassinan („Unser Land“) oder Innu-assi („Innu-Land“) nennen. Heute leben rund 18.000 Innu in elf Siedlungen innerhalb von Reservaten in Québec und Labrador.[1] Um eine Verwechslung mit den zu den Eskimo-Völkern gehörenden Inuit zu vermeiden, wird heute jedoch nur die Singular-Form „Innu / Ilnu“ verwendet und auf die korrekte Pluralform als „Innut / Innuat / Ilnuatsh“ verzichtet.
Die Innu bestehen eigentlich aus zwei regionalen Stammesgruppen, die sich im Dialekt und teilweise auch in ihrer Lebensweise und Kultur unterscheiden: einerseits die Ilnu, auch Westliche Montagnais genannt, im Süden und die weiter nördlich lebenden Innu oder Östlichen Montagnais. Beide Gruppen werden im offiziellen Sprachgebrauch von Indigenous and Northern Affairs Canada immer noch als „Montagnais“ bezeichnet, sie selbst nennen sich Innu bzw. Ilnu. Andererseits gehören die noch weiter nördlich lebenden Naskapi („Volk jenseits des Horizonts“), die sich selbst ebenfalls als Innu bzw. Iyiyiw bezeichnen, dazu.
Früher waren die Innu vorwiegend gebietsgebundene halbnomadische Jäger und Sammler, die in den offenen Flechtenwäldern der borealen Zone Elche, Karibus und Kleinwild jagten. Manche Küsten-Gruppen betrieben auch Feldbau, fischten und ernteten Ahornsirup. Die Naskapi hingegen lebten als Nomaden meist in der lichten Waldtundra von der Jagd auf Elche und in der offenen Tundra auf Karibus; zudem vom Fischfang sowie dem Sammeln von Wurzeln und Wildpflanzen.
Die Innu waren mit den Atikamekw, Maliseet und Algonkin sowie später den Wyandot gegen ihre traditionellen Feinde, die Mi'kmaq und Irokesen verbündet. Immer wieder waren während der Biberkriege (1640–1701) die Irokesen in ihre Gebiete eingefallen und hatten Frauen und Krieger in die Sklaverei entführt. Auch drangen sie in ihre Jagdgründe auf der Suche nach mehr Pelzen ein. Da diese Auseinandersetzungen seitens der Irokesen mit bis dahin nicht gekannter Brutalität geführt wurden, übernahmen nun die Innu ihrerseits auch die Grausamkeit ihrer Feinde. Die Naskapi hingegen lagen häufig im Konflikt mit den südwärts vordringenden Inuit im Osten.